Bisher hab ich gar noch nicht wirklich berichtet, was ich während meiner Freizeit so anstelle. Ich war schon ein paar Mal in Helsinki wegen Treffen von der Organisation oder Besuch oder weil ich Freunde treffen wollte. Obwohl viele meiner Aktivitäten nicht aussergewöhnlich sind (schwimmen, Fitness, Kino) gibt es doch ein paar typisch Finnische Freizeitbeschäftigungen, welche ich unternommen habe. Tatsächlich war ich mit Anni und Mari (meiner Suport Person und ihrer Kollegin) angeln. Dies war ein Erlebnis.. vor allem als ich dann wirklich mehr als einen Fisch gefangen habe! Ich war äusserst schockiert darüber, dass man tatsächlich was fangen kann. Es waren lediglich 2 kleine Barsche, doch mein Erstaunen war riesig. Ich hatte allerdings recht Mühe damit, dass wir die Fische einfach im Boot "ersticken" liessen. Es dauerte recht lange, bis sie nicht mehr umher hüpften un zappelten.. :-/ Noch der grössere Schock war es dann, als meine Kollegin einen Hecht fing, Sie holte ihn ins Boot und wollte ihn mir nur zeigen (da man dem Hecht das Genick hätte brechen müssen und dies niemand von uns wollte). Allerdings wehrte sich der Hecht, entwischte aus Annis Händen und landete unter meiner Bank und sprach wild umher. Dabei Schlug er mir öfters auf mein Hinterteil und ich verhielt mich wie ein richtiges Stadtmädchen und konnte das Kreischen nicht unterdrücken. Wir alle drei haben Tränen gelacht ab der Situation und meiner Reaktion, weshalb es auch einige Zeit dauerte, bis Anni den Hecht wieder packen konnte und in den See zurück warf. Eins ist mir klar geworden.. Angeln ist defintiv nichts für mich.. Ich geniesse es mit dem Ruderboot über den spiegelglatten See zu fahren.. aber dafür muss ich nicht noch angeln. Die anschliessende Sauna war da viel mehr nach meinem Geschmack! An den Wochenenden gehe ich öfters mit der Gastfamilie in den Wald. Wir besuchen sogenannte "Laavu"s, Das sind Feuerstellen mit einer Art Holzhütte, welche vorne offen ist. An einer Laavu-sSelle hat es auch immer ein Plumpsklo, ein Gästebüchlein und trockenes Holz. In Finnland ist es nicht erlaubt selber eine Feuerstelle zu errichten. Aber Laavus sind für jederman offen. Man kann sogar da üernachten und die Konstruktion soll es auch ermöglichen im Winter da zu übernachten, da die Wärme vom Feuer unter das Dach wandert und die Hütte warm hält. Im Herbst muss man sich von den Hirschlausfliegen "Hirvikärpänen" in Acht nehmen. Diese sehr ekligen Fliegen nisten sich gerne in den Haaren von Mensch und Tier ein und.. glaubt mir.. das fühlt sich nicht sehr angenehm an. Weshalb man immer eine Kopfbedeckung tragen sollte, wenn man in den Wald geht. Meistens wenn wir bei einer Laavu-Stelle angekommen sind, gibt es Würstchen "Nakki" oder "Makkara" und "Suklaabanaani"- Schoggibanane :D. Ich war auch schon Pilze und Beeren sammeln, ganz typisch finnisch. Puolukoita - Preiselbeeren und Suppilovahvero, eine Art der Pfifferlinge, welche nur in sehr alten Wäldern wächst. Leider finde ich keine genau Übersetzung dafür. Sie werden mir nur als Pfifferlinge angegeben. Da wir wirklich fast im Wald wohnen und alle Strassen durch den Wald führen, sind mir auch schon einige Tiere begegnet. Hasen, Rehe, Elche, Auerhähne, Marder, Frösche, Dachse, Eichhörnchen, Igel, Adler, Blindschleichen, Schlangen und natürlich Mücken, Hirschlausfliegen und Spinnen sind mir schon über den Weg spaziert und wahrscheinlich noch mehr, aber ich kann mich nicht mehr erinnern. Leider konnte ich bisher noch kein gutes Foto von den Elchen machen. Ausser den Aktivitäten im Wald gehe ich wöchentlich in einen Finnisch Kurs um die Sprache wenigstens ein Bisschen zu beherrschen und etwas unter Leute zu kommen. Manchmal gehe ich auch ins Dorf-Volleyball. Da trifft sich Jung und Alt (16 Jahre bis 82 Jahre) und spielt zusammen einfach 90 Minuten lang Volleyball. Schade ist nur, dass ich mich an den Witzen und Gesprächen nicht beteiligen kann, da ich mich einfach noch nicht wirklich in Finnisch ausdrücken kann. Langsam gehen mir aber zumindest die einfachen Standardfragen schon besser von den Lippen als auch schon.. Immerhin kleine Fortschritte machen sich bemerkbar.. ich bezweifle allerdings, dass ich die Sprache je richtig beherrschen werde...
Ein wichtiger Unterschied, welchen ich im letzten Blog vergessen habe zu notieren, ist die Art wie man hier in Finnland den Lehrer anspricht. Obwohl die finnische Sprache eine Höflichkeits-- Sie - Form kennt, wird sie so gut wie nie verwendet. Sogar auf der Bank wurde ich nur mit meinem Vornamen angesprochen und auch die Angestellten tragen auf ihren Namensschildern lediglich ihre Vornamen, Dasselbe gilt für die Schule. Man spricht den Lehrer per du und mit Vornamen an. Nicht nur den Lehrer sondern auch den Schulleiter sprechen sowohl Kinder als auch Eltern mit dem Vornamen an. Gleiches gilt für die Eltern untereinander, als auch die Lehrkraft zu den Eltern. Du, hallo, Vornamen.
Nicht selten kommt es auch vor, dass Schüler die Lehrpersonen bei ihren Spitznamen nennen oder lediglich "opettaja" (Lehrer/-in) oder "ope" (Kurzform von Lehrer/-in) verwenden. Dies ist auch vollkommen in Ordnung und zulässig und sehr gängig. Mir gefällt diese unkomplizierte Art miteinander umzugehen. Bisher konnte ich auch nicht beobachten, dass dadurch der Respekt dem Lehrer gegenüber und seine Autorität gegenüber den Schülern an Wert verlieren. im Gegenteil, es entsteht eine sehr vertraute und lockere Beziehung, welche mir herzlicher erscheint, als das distanzierte Sie aus der Schweiz. Ich finde es sehr entspannend, dass man in Finnland nicht so schnell pikiert oder beleidigt ist, durch eine direkte Redensart. Man spricht sehr unverblümt und genau so wie man es meint. Es ist nicht notwendig Sachen schön zu reden oder nett zu verpacken, damit ja niemand sich angegriffen fühlen kann, selbst wenn man eigentlich Kritik ausüben möchte. Wenn etwas nicht passt, nennt man es beim Namen, so wissen alle woran sie sind und müssen sich nicht die Mühe machen, versuchen eine richtige Interpretation für eine Aussage von jemandem zu kreieren. Allerdings bedeutete es nicht, dass die Finnen so wortkarg sind, wie man ihnen nachsagt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Durchschnitts Finne sehr gerne und viel erzählt.. wenn man ihm die Gelegenheit dazu gibt. Wenn sie mal in Fahrt kommen, kann man sie dann auch nur mühselig wieder bremsen. Die Geschichte will erzählt werden. Egal ob man sehr wohl weiss, wieso sich im Herbst die Bäume färben und dass die Nacht tendenziell dunkel ist, auch die Eigenarten von Schnee waren mir schon zuvor bekannt.. doch die Geschichte wird erzählt und lässt auch kein Spielraum um Anmerkungen zu machen (bzw. sie werden einfach nicht gehört) oder Nachfragen anzubringen. Mir wurde in letzter Zeit öfters mitgeteilt, dass ich viel finnischer bin, als die meisten Finnen selber. |