"Wo wirst du in Finnland wohnen?" diese Frage habe ich vor und während des On-Arrival Camps sehr oft zu hören bekommen. Zu Beginn sagte ich noch "in Hinnerjoki" oder "Hinnerjoella" (auf finnisch). später sagte ich nur noch: "Im Südwesten Finnlands irgendwo zwischen Tampere, Turku nahe bei Rauma." Denn selbst die Einheimischen können sich kein Bild davon machen wo Hinnerjoki liegt. Wenn man genau sein will wohne ich nicht mal in Hinnerjoki. Wir wohnen in Vaaljoki. Das ist nochmals ca. 12km vom "Zentrum" Hinnerjokis entfernt (wohlgemerkt, dieses Zentrum besteht lediglich aus einem Supermarkt mit Tankstelle. Ansonsten gibt es da nichts). Also wir wohnen in Vaaljoki, welches so klein ist, dass es zu Hinnerjoki gehört, aber auch Hinnerjoki gehört eigentlich zu Eura. Eura ist ein Zusammenschluss von ca. 5 Dörfern zu einer Gemeinde. Zusammen beherbergen sie ca. 12'000 Einwohner, was immer noch weniger sind als es in Olten gibt. Ich wohne wortwörtlich irgendwo im nirgendwo. Diese Abgeschiedenheit, ist bisher mein grösstes Problem. Ich kann nicht mal kurz in den Laden gehen und mir eine Packung Taschentücher kaufen. Ich muss meine Gastmutter fragen, ob sie mir welche mitbringen kann oder ob wir zusammen in einen Shop fahren können. Bestenfalls ob ich evtl. kurz das Auto ausleihen darf. Das Problem dabei? Kirsi arbeitet in Eura "City" sie ist auf das Auto angewiesen und arbeitet um einiges mehr als ich momentan. Des Weiteren ist die Familie sehr aktiv. Klavierunterricht, Karate, Reiten, Joggingschule und Aerobicstunden müssen irgendwie koordiniert werden und finden natürlich mindestens 30km entfernt statt. Somit ist das Auto meisten in Gebrauch. Natürlich kann ich mit dem Fahrrad fahren (solange das Wetter noch tragbar ist). Hab ich auch schon gemacht. Aber ausser Wald und vielleicht ab und zu mal ein Haus trifft man nicht viel an. Das Interessanteste sind die riesigen Pilze, welche die Strassen- und Waldränder schmücken. Ich bin völlig fasziniert von deren Anzahl und Grösse. Noch nie hab ich solch grossen Pilze in solch hoher Anzahl an einem Fleck gesehen. Vielleicht ist es auch bloss, dass es sonst nichts gibt was einem ins Auge stechen kann. Bitte versteht mich jetzt nicht falsch. Ich mag die Landschaft und es sieht alles so schön friedlich aus.. für meinen Geschmack ist es nur langsam schon fast zu friedlich. Vor allem, da ich weiss, dass ich die nächsten 6 Monate noch hier verweilen werde. Man liest davon, hört Erzählungen, sieht Bilder und stellt es sich vor. Doch ich hätte nie gedacht, dass mir diese isolierte Wohnart so zusetzt. Ich habe grosse Probleme damit, dass ich nicht eigenständig entscheiden kann, wann ich z.B, gern schwimmen gehen möchte, Ich fühle mich stark eingeschränkt in meiner Selbständigkeit. Dies wird natürlich dadurch verstärkt, dass ich nun fast 3 Jahre mehr oder weniger für mich alleine zuständig war und nun plötzlich wieder Teil einer (mit mir eingeschlossen) 6-köpfigen Familie bin. Fremde Menschen die ich nun meine Familie nenne. Eine Familie, deren Alltag irgendwie ganz anders ist, als er mir aus meiner Zeit Zuhause in Erinnerung schwebt. Nie hätte ich erwatet, dass ich sowas wie einen Kulturschock in Finnland erleben könnte. Die nächsten drei Wochenenden sind dank Maailmanvaihto Finland schon recht gut verplant und ich "muss" zwei Mal nach Helsinki. Dafür wende ich dann auch jeweils gleich das ganze Wochenende auf. Am Freitag nimmt mich meine Kollegin Anni (sie wurde mir von der Organisation vermittelt) mit in ihr Mökki und wir werden sehr wahrscheinlich angeln gehen ^^' . Und am Samstag gehe ich mit Kirsi nach Turku, weil die Kinder in einem Camp sind, haben wir einen Tag unter Frauen. Und schon bald bekomme ich Besuch aus der Schweiz *_* und kann nochmals ein paar Tage Auszeit in der Grossstadt Helsinki machen. Vielleicht ist es also doch nicht so dramatisch. Vielleicht brauche ich mir kein Gebrauchtwagen anzuschaffen. Vielleicht gönne ich mir diesen Luxus aber dann doch noch... Das Camp in Antaverkka hat gestern ein Ende genommen. Nach zehn Tagen engem Zusammenleben folgte der Abschied.
Letzter Abend im Camp Am letzten Abend kam noch der Joulupukki (Weihnachtsmann) zu Besuch. Er beklagte sich darüber, dass das Essen im Camp bei Weitem nicht so gut schmeckt, wie das von Mutter Weihnacht. Darüber waren unsere Küchendamen natürlich alles andere als erfreut. Dies hatte zur Folge, dass sie im Verlauf des Abends den Joulupukki entführt haben. Unsere Aufgabe war es, den Weihnachtsmann aus den Fängen der «Kitchen-Bitches» zu befreien. Im nächtlichen Wald waren überall Wegweiser verstreut, die uns halfen den Weg zu finden. Zuerst landeten wir bei einer Waldhütte, wo sich zwei alte Walddamen aufhielten. Sie liessen uns erst ins Haus, als wir einstimmig ein Weihnachtslied trällerten. Last Christmas I gave you my heart… ♫♪♫. Die knorrigen Weibchen gaben uns schliesslich einen Hinweis, wo wir den Joulupukki finden können. Also trabten wir weiter durch den dunklen Wald. Plötzlich vernahm man Klagenslaute, welche stetig lauter wurden. Wir waren auf der richtigen Spur! Auf einer kleinen Aussichtsplattform, welche wir ein paar Tage zuvor bei Tageslicht besucht hatten, war der arme Weihnachtsmann an das Geländer gebunden und wurde mit Mämmi gefoltert. Mämmi ist eine typisch finnische Osterspeise aus Roggen, welche optisch einer Ausscheidung sehr ähnlich ist und deren Geschmack nicht jedermanns Sache ist. Da alle Volunteers dieses Gericht (wie auch Salmiakki und rohe Preiselbeeren) während eines Workshops probieren mussten, war für viele von uns diese Foltermethode unglaublich bestialisch und wir konnten die Gräueltat kaum mit ansehen. Mit unseren besten, finnischen Sätzen, versuchten wir Lea, die Anführerin der «Kitchen-Bitches», von ihren Handlungen abzuhalten. Doch so schnell war sie nicht weich zuklopfen. Es gab nur eine Möglichkeit, wie wir den armen Joulupukki befreien konnten. Wir mussten kurze Theaterstücke vorführen, in welchen wir die Kochkünste des Küchenteams lobten und jede Gruppe musste Lea zum Lachen bringen. Glücklicherweise überzeugten unsere schauspielerischen Fähigkeiten und der Weihnachtsmann kam frei und führte uns zurück zum Haus, wo uns eine Überraschung erwartete. Jemand hatte den Hauptraum dekoriert mit Ballons und unseren Flaggen. Ein riesiges Buffet wurde aufgetischt und diverse Getränke angeboten. Als Dankeschön für seine Befreiung, gab es vom Weihnachtsmann noch kleine Geschenke und anschliessend fand unsere Abschiedsparty statt. Abschied Bevor wir uns auf den Weg machen konnten, musste natürlich das Haus wieder in den Ausgangszustand versetzt werden. Es wurde geputzt und geschrubbt, verpackt und verstaut, aufgeräumt und Ordnung gemacht. Nach 1,5 Stunden war das Haus blitzeblank und leer. Jegliches Gepäck draussen und der Bustransport stand auch schon bereit. Da im vorigen Jahr einige Volunteers ihre Anschlüsse verpasst hatten, weil der Abschied zu lange gedauert hatte, machten wir einen «Hugcircle» und verabschiedeten uns noch vor dem Einsteigen in den Bus, voneinander und brauchten dafür lediglich 10 Minuten. In Tampere stiegen ca. 1/3 aller Volunteers bereits aus. Auch ich. Es wurde dafür gesorgt, dass alle von einem einheimischen Volunteer bis zum Bus oder Zug begleitet wird. Erja meine Finnisch Lehrerin ist mit mir mitgekommen. Der vorerst letzte Abschied für mich stand an. Danach war ich für 2 Stunden auf mich alleine gestellt. Meine letzte Etappe vor dem «Sesshaftwerden» in Finnland. Auf in ein neues Abenteuer Ein wenig Bammel hatte ich ja schon. 2 Busse musste ich nehmen von Tampere aus. Hatte zum Umsteigen lediglich 5 Minuten Zeit und wusste, dass Haltestellen im Bus nicht angezeigt werden und nur selten durchgesagt. Glücklicherweise hat alles super geklappt. Das Umsteigen war überhaupt kein Problem, da die Busse gerade nebeneinander standen und ich fuhr jeweils an einen Busbahnhof und musste nicht irgendwo in der Pampa aussteigen. Meine Gastmutter hat mich auch schon erwartet. Kirsi, meine Gastmutter ist auch Lehrerin. Sie unterrichtet Biologie, Geografie und «Gesundheitsunterricht» an der Sekundarstufe II. Gestern hatte ihr Lehrerteam gerade einen Lehreranlass. Und sie hatte die Wahl zwischen einer Nichtteilnahme und mich mitzunehmen. Sie entschied sich für die 2. Option. So kam es, dass ich weder das Haus sah, noch die Familie kennenlernte, sondern als erstes eine kleine Sightseeingtour durch ihren Arbeitsort bekam und dann mit dem Lehrerteam Kajaken war x). Für mich war es das erste Mal, dass ich in einem Kajak sass. Eine sehr wackelige und nasse Angelegenheit… die Spur halten war auch nicht immer so einfach und vom Ein- und Aussteigen möchte ich gar nicht reden... Auch das aufrechte Sitzen für über eine Stunde spüre ich heute extrem. Sowie das Festhalten des Paddels und das Paddeln an sich. Aber alles in Allem hat es mir durchaus Spass gemacht und war eine interessante Erfahrung. Nach dem Kajaken gabs noch was zu Essen. Ich war enorm fasziniert, dass man, sobald man fertig gegessen hatte, aufstand sich verabschiedete und ging. Sowas kenne ich von Lehreranlässen in der Schweiz nicht. Da bleibt man noch etwas sitzen und «pläuderlet» und trinkt noch was. Nicht so bei den Finnen. Um 21.15 Uhr kamen wir dann endlich im Haus an. Die jüngste Tochter der Familie (Kaisa 6) hat sich scheinbar den ganzen Tag enorm auf mich gefreut. Sie hat sogar schon in der Einfahrt auf uns gewartet. Als wir dann kamen, ist sie gleich davon gedüst und hat sich versteckt. Die Familie besteht aus Mutter Kirsi, Vater Timo, den Kindern Caspar (15), Iris (10) und Kaisa (6). Die Familie wirkte auf mich freudig, aufgeregt, fast ein wenig nervös, aber durchaus herzlich. Ich habe mein eigenes Zimmer und sie sind sehr darauf bedacht, dass ich meine Freiräume und Privatsphäre habe. Als Begrüssungsgeschenk habe ich eine Tafel Schokolade und ein Paar warme Wollsocken bekommen, sowie eine Taschenlampe, da sie noch keine Leselampe organisieren konnten. Für mich das Highlight des Zimmers ist allerdings die Bettwäsche mit Muminaufdruck :D. Heue hatte ich den ganzen Vor- und Nachmittag für mich, da alle in der Schule oder bei der Arbeit waren. Ich hatte Zeit um auszuschlafen, meinen Koffer auszuräumen und die Schränke einzuräumen und diverse andere Tätigkeiten, welche ich in den letzten 10 Tagen etwas vernachlässigt habe. Ich ging spazieren und wollte die Gegend erkunden. Doch viel Spannendes zu sehen gibt es hier nicht. Wälder, Felder und der See. Alle 100-200 Meter ein Haus und keine Menschenseele. In 10 Minuten sieht man maximal mal ein Auto vorbeifahren. Nach den letzten zehn Tagen war die Stille und Einsamkeit fast etwas ungewohnt. Auch freue ich mich, dass am Montag meine Arbeit beginnt. 2 Monate ist es her, seit ich meinen Letzten Arbeitstag hatte. Nun freue ich mich wieder auf eine neue Klasse und eine neue Herausforderung. Antaverkka, erste Eindrücke
Seit einigen Tagen bin ich nun im On-Arrival Camp in Ylöjärvi in Antaverkka. Das Lagerhaus ist an einem wunderschönen Finnischen See gelegen. Es bietet alles , was man sich als Neuling in Finnland wünschen kann. Mitten im Wald, am See, mit Sauna. Die Tage hier in Antaverkka sind sehr straff gefüllt. Wir haben täglich 4h Finnisch Unterricht. Zusätzlich sollen ja das gegenseitige Kennenlernen und Vorbereitungsseminare mit wichtigen Informationen, nicht zu kurz kommen. Der kulturelle Austausch sollte im Zentrum stehen. Zusätzlich nimmt sich Mari, die Programmkoordinatorin die Zeit Einzelgespräche zu führen. Auch Küchendienst darf natürlich nicht vernachlässigt werden. So kommt es durchaus vor, dass man von 8.00 Uhr bis 23.00 Uhr ein volles Programm hat und kaum eine Sekunde für sich. Die Finnisch Lektionen sind sehr intensiv. Ich habe jeweils am Morgen 2 Stunden Grammatik. In diesen Stunden werden wir von Allu unterrichtet. Er ist gebürtiger Italiener, hat Linguistik studiert und hat sich dabei in die Finnische Sprache und Grammatik verliebt. Die Finnen behaupten, dass es kaum jemanden gibt, der so passioniert Finnisch lehrt. Da wir nur sehr begrenzt Zeit zur Verfügung haben und die Finnische Sprache extrem komplex ist, bleibt kaum Zeit zur Vertiefung. Wir hätten theoretisch die Unterlagen um im Selbststudium noch Übungen zu lösen, doch bleibt kaum Zeit und schon gar nicht die Kraft noch zusätzliche Kopflastige Aufgaben zu erledigen. Heue habe ich 3 wichtige Dinge gelernt: 1.Es gibt keine Ausnahmen. Ausnahmen sind nur Abwandlungen der Regel und man muss einfach akzeptieren, dass es so ist. 2. Man kann praktisch jedes Wort steigern oder abwandeln. Ausser heute, morgen etc. Das heisst. Obwohl die Zahl 5 eine Merhzahl ist, heisst das nicht, dass man das Zahlwort in der Mehrzahl schreiben muss. Genau. Im Finnischen gibt es auch für Zahlwörter und Fragewörter eine Singular- und Plural Form. Das kann man sich in etwa so vorstellen: fünf Häuser und fünfen Häusern... oder so... das alles ist auch komplett logisch weil 3. «Finnish is awesome!» Nach einer kurzen Mittagspause findet dann der zweite Finnisch Block statt. Bei Erja haben wir vor allem mündliche Aufgaben. Es geht effektiv um das Anwenden der Sprache. In diesem Kurs bin ich bisher doch eher etwas unterfordert. Da es für viele Volunteers extrem schwierig ist, die Finnische Sprache zu sprechen, weil sie komplett andere Laute und Schriftzeichen verwenden, machen wir in diesem Kurs nicht so zackig vorwärts, wie bei Allu. Ich finde dies auch vollkommen verständlich und legitim. Erja ist aber sehr entgegenkommend. Da ich sowieso noch mein Übungsheft aus der Schweiz dabeihabe, welches ich für meinen Finnisch Kurs im Herbst angeschafft hatte, kann ich darin weiterarbeiten. Ich beteilige mich auch an ihrem Programm, aber immer wenn die andern etwas länger brauchen oder mehr Wiederholungen wünschen, darf ich eigenständig etwas weiterarbeiten. Natürlich ist dies nicht super optimal, da ich oft abgelenkt werde. Aber es ist definitiv die effizientere Lösung, als wenn ich einfach warte. Inzwischen herrscht eine recht ausgelassene Stimmung im Camp. Man findet langsam so seine Leute und führt auch tiefgehendere Gespräche. Trotzdem gibt es noch viele, mit welchen ich noch nicht sehr oft gesprochen habe. Teilweise ist es für sie auch nicht so einfach, da sie nicht annähernd fliessend Englisch sprechen und manche auch nur extrem wenig verstehen. Auch bietet sich nicht so oft die Gelegenheit, mit allen ins Gespräch zu kommen. Heute (Samstag) hatten wir sehr schönes Wetter. Angeblich trifft nächste Woche eine Hitzewelle ein. Das heisst, dass es durchaus mal bis zu 20°C warm werden kann. Wir hatten Glück, dass heute das schöne Wetter angehalten hat, da wir viel draussen waren. Wir hatten eine kleine Mökki Olympiade. Für Fussballspielen mussten wir Brillen aufsetzen, welche die Sicht enorm eingeschränkt haben. Golf spielten wir mit Ästen und mithilfe eines T-shirts sollten wir einen Eimer mit Wasser füllen. Es hat Spass gemacht und war eine sehr willkommene Abwechslung zum andauernden herumsitzen. Interessant war heute zudem, dass wir einige der Supportpersonen kennenlernen konnten. Jeder Volunteer hat in Finnland bereits ein Freund oder eine Freundin. Die Organisation hat Leute engagiert, welche sich für den kulturellen Austausch interessieren und gerne jemanden begleiten möchte, während dem Volunteereinsatz. Ich fand es sehr interessant die verschiedenen Menschen aus unterschiedlichen Regionen Finnlands kennenzulernen. Leider war meine Freundin Anni nicht dabei. Ich hoffe, dass Anni auch so aufgeschlossen und interessiert sein wird, wie all die Leute, welche ich heute kennengelernt habe. Dass wir auch Samstag und Sonntag um 8.00 Uhr bereit sein sollen und Finnisch Lektionen haben, ist nicht ganz einfach für mich x). aber am Montag haben wir «frei». Wir gehen dann nach Tampere (die nächstgelegenen Stadt) und dürfen soweit ich bisher informiert bin, frei unseren Tag gestalten. Am nächsten Donnerstag heisst es dann bereits Abschiednehmen und das eigentliche Abenteuer beginnt. Wir erhalten Zug/Bustickets und Anweisungen wie wir zum Treffpunkt mit unseren Gastfamilien finden oder in anderen Fällen zum Wohnort. Am darauffolgenden Montag beginnen wir dann bereits zu arbeiten und werden bestenfalls bis im Februar dort bleiben. Am Sonntag (heute) war das Wetter wieder wunderschön. Wir waren gerade im Wald und haben die Natur genossen. Es war extrem berührend zusehen, wie viele Volunteers völlig hin und weg waren von der Natur, da sie es nicht in diesem Ausmass kennen. Ich genoss einfach die Bewegung und frische Luft und fühlte mich (wie immer im Wald) sehr wohl. Die Finnisch Lektionen waren heute eine rechte Qual. Alle waren extrem müde und meine Konzentration war nur schwach vorhanden. Umso schöner war es im Wald einfach den Kopf ausschalten zu können. Morgen werden wir wieder etwas in die Zivilisation zurück. Wir machen einen Ausflug nach Tampere. Besuchen da eine Schule/ oder eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung und anschliessend haben wir noch etwas Zeit für Shopping :) Da das Vorbereitungscamp erst am Dienstag beginnt, wurde mir von ICYE Finnland ein Aufenthalt organisiert. Gestern lief ich bei strömendem Regen, mit meinem ganzen Gepäck an den Bahnhof Helsinki. Dort nahm ich den Bus in ein nördliches Quartier von Finnland, welches noch unbekannt war für mich, Ich kannte noch nicht mal den Namen der Umgebung. Interessant war, dass ich zwar den Namen der Endstation und der davorliegenden kannte, aber im Bus keine Haltestellen durchgesagt wurden oder aufgeschrieben waren. Durch den Regen war es auch nicht so einfach zu erkennen, was auf den Busstationen stand, welche der Bus passierte. Meine haupt Orientierungspunkte waren die Zeitangaben über die Ankunft (was in Finnland schon sehr hoch gepokert ist) und die Wegbeschreibung meiner Gastgeberin. Glücklicherweise war ihre Beschreibung sehr direkt und simpel. Typisch finnisch. Ich mag typisch finnische Beschreibungen. Trotz starkem Regen wurde ich von meiner Gastgeberin empfangen und sogar ein wenig überrascht. Es stellte sich nämlich heraus, dass die schwarz gekleidete, alte Nonne, die ich vom Innern des Busses als einzig wartende Person an der Bushaltestelle erekennen konnte, eine 26 jährige Studentin namens Nelly war, welche sich wusste gegen den Regen zu schützen, in dem sie eine schwarze ganzkörper Pellerine trug.
Nelly ist ehemalige EVS- Freiwillige und unterstützt ICYE Finnland als kurzzeitige Gastgeberin für Volunteers , welche Zeit zum überbrücken haben bis zum Camp Beginn - wie ich (das EVS Programm ist nur für EU Mitglieder zugänglich, aber unterscheidet sich im Grunde nicht gross vom ICYE Programm, welches ich mache). Nelly lebt mit ihrem Freund Jesse in einer gemütlichen, hellen Wohnung im Jakomäki Quartier. Die Beiden sind sehr weltoffen und vor allem die süd-ost-asiatische Kultur hat es ihnen angetan. Dies spiegelt sich in ihrer Wohnung, ihrem Auftreten und ihrer Leidenschaft, dem Teeritual, wider. Für mich persönlich war zudem interessant, dass Jesse bald das Studium zum Primarschullehrer antreten wird. Er weiss bereits sehr viel über das Bildungswesen in Finnland und ich konnte schon erste Fragen stellen und meinen Wissensdurst teilweise stillen. Nun bin ich gespannt wie sich meine neuen Informationen mit der Praxis decken werden. Ich genoss die Gespräche mit Jesse und Nelly extrem. Sie wussten sehr viel zu erzählen und scheinen ein breites Wissen über diverse Themenbereiche zu besitzen. Da das Angebot an temporären Gastgebern auch in Finnland eher knapp ist, bin ich nicht die einzige Freiwillige, welche 2 Nächte bei Jesse und Nelly verbringen darf. Susanna ist 18 und kommt aus Österreich. Da unsere Gastgeber heute arbeiten mussten, sind Susanna und ich ins Stadt Centrum gefahren und ich durfte ein zweites Mal in wenigen Tagen, Stadtführungen machen. Dieses Mal hatten wir prächtigstes Wetter, alle Tramlinien waren wieder in Betrieb und der Touristenstrom hat ein wenig nachgelassen. Da Susanna und ich im Grunde beide einen Dialekt der Deutschen Sprache sprechen, unterhielten wir uns nicht in Englisch. Zu Beginn machte ich mir die Mühe und verwendete meine beste Schweizer Standard- und Schulsprache. Da aber Susanna stets in ihrem Dialekt sprach, begann ich auch Schwiizerdütsch zu sprechen. Ich finde es nach wie vor sehr verwirrend auf Mundart zu antworten, wenn in einer "anderen" Sprache was gefragt wird. Dies hat zur Folge, dass ich teilweise Deutsch, Schweizerdeutsch und Englisch vermische. In einigen Situationen ist es für mich schwierig auf Susannas Bemerkungen die richtige Antwort zu geben, da ich nicht dauernd nachfragen will.. Leider ist lächeln und nicken auch nicht immer die beste Option, da sich somit eine Frage nicht wirklich beantworten lässt. Einige Menschen mögen ja der Ansicht sein, dass ich einfach nicht gut höre.. ich hingegen bin noch immer der Überzeugung, dass die meisten Leute undeutlich sprechen.. das Ganze wird durch einen anderen Dialekt oder Akzent nur verschlimmert. Morgen gehts dann richtig los. Wir treffen uns am Nachmittag am Bahnhof Helsinki mi allen EVS und ICYE Volunteers, welche in Finnland arbeiten werden und werden dann mit einem Car nach Antaverkka gebracht. Das Lagerhaus sieht wie eine typische Hütte am See aus und hat scheinbar eine der besten Saunas in ganz Finnland. Hab ich gehört. http://www.nuortentampere.fi/info/antaverkan-leirikeskus/ Bevor mein ICYE Abenteuer beginnt, bereiste ich Finnland mit meinem Freund. Vom 1. August bis zum 14. August 2016 waren wir in den Ferien. Wie immer, war es mir auch dieses Mal wichtig, neue Seiten des Landes zu entdecken. Nach Ankunft um 23.30 Uhr in Helsinki Vantaa, machten wir uns mit einem Mietwagen gleich auf den Weg nach Lahti. Nach anfänglichen Navigierungsschwierigkeiten, haben wir es dann doch noch irgendwann ins Hotel geschafft.
Am nächsten Morgen gings weiter nach Savonlinna. Das kleine Städtchen hat, trotz Charme und Burg nicht all zu viel zu bieten, weshalb wir nach 1-2 h weiter östlich nach Joensuu fuhren. Unsere Unterkunft in Joensuu war im Grunde eine Altersresidenz, wo man die überschüssigen Zimmer wie ein Hotel vermietet. Beim Frühstücksbuffet haben wir dementsprechend den Altersdurchschnitt nach unten gezogen. Auch Joensuu ist eher klein und überschaubar. Zu dem machte es den Anschein, als wären die Menschen in Karelien nicht wirklich an Touristen gewöhnt. Wir machten uns erneut auf den Weg und fuhren wieder mehr ins Landesinnere. Sechs Tage "Mökki" Ferien am See standen an :D. Sauna, See, Sauna, nichts tun, Sauna.. Das Anwesen Saparoniemi von Rock and Lake betseht aus einem Haupthaus, einem Sauna/Waschhaus (mit Dusche und richtigem WC), einer Grillhütte mit überdachter Feuerstelle, einem Steg in den See, einer Sonnenterrasse bei der Sauna, einer Art überdachte Veranda/Balkon vor dem Hauptgebäude und einer Hollywoodschaukel und natürlich gibt es auch ein Ruderboot, welches man gebrauchen kann. Alles in allem ein Traum :) Lediglich am Schlafzimmer gibt es etwas, was ich kritisieren würde. Das Anwesen von Pasi und Jenni ist aber durchaus empfehlenswert ;) Wenn man Glück hat, begegnet man auf dem Weg zum Haus sogar dem einen oder anderen Elch, welcher hastig vor dem Auto über den Waldweg rennt^^. Sechs Tage entspannen und sein, vergeht leider allzu schnell und schon hiess es wieder: Koffer packen und weiter gehts. Zweitletzter Stop war Vaasa. In der Küstenstadt ist der Schwedische Einfluss sowohl im Erscheinungsbild der Bewohner, als auch der Architektur der Stadt deutlich zu Erkennen. Vor allem aber durch die Verbreitung der Sprache. Rund 25 % der Einwohner sprechen finnisches Schwedisch x). Wie die anderen besuchten Orte, ist auch Vaasa eher überschaubar aber trotzdem charmant. Nach Vaasa gab es nur noch ein gemeinsames Ziel, Helsinki. Doch wir machten einen Umweg um in Hinnerjoki, meinem künftigen Wohnort, kurz zu halten. In Hinnerjoki gibt es ein Supermarkt mit einer kleinen Restaurant Ecke, einer Tankstelle, einem Postkasten und ein paar wenigen rezeptfreien Medikamenten. Der Rest des Dorfes sind Wohnhäuser. Hauptsächlich kleinere Bauernhäuser mit eigenen Anbauflächen... Helsinki ist nach wie vor eine Perle für mich. Obwohl ich erschüttert war, wie viele Menschen unterwegs waren.. vielleicht habe ich mich auch schon zu sehr an die Finnische Abgeschiedenheit gewöhnt. Auf den Landesstrassen gab es selten etwas, das unserem Verkehr in der Schweiz Nahe kommt. Kein Gedränge, keine Staus, keine aufsässigen Autofahren, denn meistens bestand genügend Raum für Überholmanöver. In Helsinki durfte ich Stadtführungen machen. Für mich war es das erste Mal, dass ich die Stadt kenne und meine Begleitung nicht. Dies war eine vollkommen neue, aber interessante Erfahrung. Am Freitag sind wir kurz im ICYE Büro vorbei. Nach fast 70 Minuten Unterhaltung mit Mari, haben wir uns auch schon wieder verabschiedet. Mit diesen wortkargen und distanzierten Finnen, ist es unmöglich richtige Gespräche zu führen ;). Gestern haben wir unsere gemeinsamen Ferien beendet und uns verabschiedet. Nun beginnt ein neues Kapitel. Ich bin momentan zwar nach wie vor in Helsinki, aber nicht mehr als Ferientourist. |